4. Fastensonntag
1. Lesung: 1 Sam 16,1b.6-7.10-13b
2. Lesung: Eph 5,8-14
Evangelium: Joh 9,1-41 oder als Kurzfassung 9,1.6-9.13-17.34-38
Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Leser!
In der alttestamentlichen Lesung aus dem ersten Buch Samuel wird von der Berufung Davids zum König im Detail berichtet. Samuel wird von Gott zu Isai gesandt um einen seiner sieben Söhne zum König zu salben.
„Der Herr aber sagte zu Samuel: Gott sieht nämlich nicht auf das worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“
Damit erklärt dieser Vers warum David zum König von Samuel gesalbt wird und keiner der anderen sechs Söhne des Isai.
Diese Haltung Gottes, dass dieser nicht auf das Aussehen des Menschen schaut sondern auf dessen Herz gilt auch heute noch. Wobei nach der alttestamentlichen Literatur das Herz stellvertretend für dessen Gedanken, den Charakter des Menschen sowie auch wie der Mensch zu Gott steht.
„Samuel nimmt das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unser seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an.“
Mit dieser Salbung war David König über Israel, obwohl noch Saul der König war. In den nachfolgenden Kapiteln des Buches Samuels wird dann über das Verhältnis Davids zu Saul, die voll Intrigen und Gewalt sind, berichtet. Und aus diesen Intrigen und der Gewalt ging schließlich David als Sieger hervor, sodass die Chronisten daraus den Schluss zogen, nur ein von Gott unterstützter Mann kann daher über diese Intrigen und Gewalttaten den Sieg erringen.
Im Epheserbrief des Apostels Paulus geht es vor allem darum, dass Jesus das Licht der Welt ist, das in die Welt gekommen ist.
„Denn einst ward ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts.“
Der Apostel erinnert damit daran, dass die Getauften als Kinder des Lichts leben sollen und damit die Sünde, die die Finsternis darstellt, zu meiden haben. Die Meidung der Sünde ist der Auftrag, den jeder Christ durch die Taufe mitbekommt.
„Prüft was dem Herrn gefällt und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf!“
Jeder Christ sollte daher nur das tun, was dem Herrn gefällt und innerhalb der Gebote Gottes leben. Denn die Sünde bringt keine Frucht für das verheißene ewige Leben bei Gott sondern die Sünden, die die Werke der Finsternis sind, verstellen diese Verheißung und trennen den Menschen von Gott und können den Menschen letztendlich in das ewige Verderben, die Hölle, führen,.
Nachdem jedoch jeder Mensch schwach und damit ein Sünder ist, hat Jesus den Menschen das Sakrament der Versöhnung, die Beichte, hinterlassen und gibt dem Menschen die Möglichkeit wieder mit Gott einen Neubeginn zu starten.
Die Fasten- bzw. Osterzeit ist besonders diese Zeit, die den Neubeginn mit Gott ermöglicht. Dem trägt auch die Kirche Rechnung indem sie im 2. und 3. Kirchengebot festgelegt hat: „Mindestens einmal im Jahr sollte jeder Katholik beichten und dies nach Möglichkeit zur österlichen Zeit.“ (vgl. KKK 2042).
Wird im Evangelium nicht die Kurzverfassung verkündet, so beinhaltet die Verkündigung das gesamte Kapitel 9 mit der Blindenheilung und den damit verbundenen theologischen Folgen für den geheilten Blinden, aber auch für Jesus.
Auf den ersten Blick scheint es bei diesem Evangelium nur um die Heilung eines Blinden zu gehen. Wer aber den Text genau liest, wird sofort bemerken, dass dieser Text viel mehr aussagt als dass nur über eine Heilung berichtet wird.
Bereits die Frage der Jünger an Jesus beinhaltet brisantes: „Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde?“
In dieser Frage spiegelt sich die alttestamentliche Einstellung, dass Krankheit durch eine Sünde hervorgerufen wird. Nachdem der Blinde so geboren wurde, müssten daher die Eltern gesündigt also eine Schuld auf sich geladen haben. Dahinter steht auch die Ansicht, dass Gott Gutes belohnt und Böses bestraft. Die Auseinandersetzung mit der damaligen theologischen Lehrmeinung wird auch im Buch Ijob in scharfer Form geführt, aber auch im Buch Ezechiel erörtert.
Jesus lehnt hier diesen Zusammenhang sofort ab indem er darauf hinweist: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt“, obwohl ER selbst an anderer Stelle (in Joh 5,14) einen Zusammenhang zwischen Sünde und Folgen sehr wohl herstellt indem er sagte: „Jetzt bist du gesund, sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt.“. Aber Jesus weist mit dieser Aussage bereits auf den Verlust des Ewigen Lebens hin.
Natürlich kann unter besonderen Umständen eine „Sünde“ sehr wohl Folgekrankheiten nach sich ziehen, wie zBspl. Alkoholmissbrauch bzw. Drogenmissbrauch schwere gesundheitliche Folgen nachweisbar nach sich ziehen oder auch im unnatürlichen, von Gott nicht gewollten und verbotenen, sexuellen Bereich, wenn auch eine gewisse Lobby die nachweisbaren Fakten von wissenschaftlichen Studien leugnen, weil sie nicht in ihre Ideologie passen.
Nachdem die Heilung an einem Sabbat erfolgte, treten die Pharisäer sofort mit der Feststellung auf: „Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält.“
Damit beweisen die Pharisäer nur den Buchstaben des Gesetzes lesen können, aber nicht dessen wirklichen menschlichen Inhalt zu begreifen. Außerdem scheint der Wille im Hintergrund vorhanden zu sein, die erfolgte Heilung leugnen zu können, denn diese würde die Anerkennung Jesus als Messias, als Gottgesandter, bedeuten.
Dass Jesus gesagt hat: „Ich bin nicht gekommen das Gesetz und die Propheten aufzuheben sondern zu erfüllen“ (vgl. Mt 5,17), nämlich das Gesetz mit jener Menschlichkeit zu erfüllen welches es durch die buchstabengetreue Auslegung verloren hatte, passt auch nicht in die Ansichten der Pharisäer über den Sabbat. Jesus hielt ihnen bei der Heilung des Wassersüchtigen am Sabbat vor: „Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? Darauf konnten sie ihm nichts erwidern.“ (Lk 14,7-8 )
„Die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn (Jesus) als Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen.“
Der geheilte Blinde wurde von der Synagoge ausgestoßen wie in Vers 34b erörtert wird.
Ein Ausschluss aus der Synagoge hatte weitreichendere Folge als der zeitlich begrenzte Synagogenbann, denn er betraf neben den religiösen Folgen auch soziale, die für das Leben des Betroffenen sehr schlimm werden konnten wie zBpl. fehlende Unterstützung bei Armut.
Wenn man die Vernehmung des Geheilten durch die Pharisäer betrachtet, sieht man, dass der Geheilte einfache unkomplizierte Antworten gibt, während auf Seiten der Pharisäer theologische Lehrmeinungen stehen, die im ursprünglichen Gesetz gar keine Deckung hatten und die mit der Unfähigkeit gepaart waren, diese mit der notwendigen Menschlichkeit zu erfüllen. Der Hl. Beda hat diese Ausstoßungshandlung der Pharisäer so kommentiert, dass „für gewöhnlich pflegen es die Größeren nämlich zu verschmähen, von den Geringeren etwas zu lernen“ und die Pharisäer glaubten doch, dass sie das Non-plus-Ultra der Juden seien und ihnen niemand etwas erklären könnte.
Denn das dritte Gebot des Dekalogs lautet: „Gedenke des Sabbats. Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebente Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun....“ (Ex 20,8ff)
Dieses Gebot spricht von Arbeit, vom Schaffen, und damit von Berufsarbeit, vom Geldverdienen und ähnlichem. Und unter dieses Verbot konnte daher eine soziale Handlung, die sogar kostenlos erfolgte, wie die Heilung, niemals fallen.
Herr Jesus Christus zeige uns immer den richtigen Weg wie die Worte der Offenbarung Gottes zu verstehen sind, der Du lebst mit Gott, dem Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes jetzt und in Ewigkeit.
Amen.